Mineralien bestimmen
Für Edelsteinkenner ist die erste Untersuchung bei der Edelsteinbestimmung das Prüfen des äußeren Erscheinungsbildes eines Edelsteins. Denn das Aussehen gibt den ersten Hinweis auf seine Identität oder Echtheit. Ein Grund für den Wert eines Edelsteins liegt, neben seiner Seltenheit, in seiner spezifischen Farbe, seinem Glanz oder seinem sonstigen Erscheinungsbild, wie Oberflächenstruktur, Kristallwachstum etc. Die verschiedenen Edelsteinarten variieren zwar in ihren Farben, sie sind jedoch meist an gewisse Farbspektren gebunden, was durch einen Fachmann für Edelsteine leicht zu unterscheiden ist. Ein blauer Granat z.B. wurde noch nicht entdeckt, und ist daher leicht als Fälschung zu enttarnen. Anders sieht dies jedoch bei Edelsteinimitaten aus, die das Aussehen des Originals täuschend echt kopieren. Diese Edelsteine sind nur durch speziellere Methoden zu bestimmen. Die hier im Folgenden vorgestellt werden sollen.
Edelsteine bestimmen unter der Lupe
Viele Imitate oder Edelsteinnachahmungen lassen sich dadurch bestimmen, dass ihre Oberfläche in extremer Vergrößerung Spuren von Farbmitteln oder Klebstoffen aufweist. Dies kann sowohl unter einem Mikroskop gesehen werden, als auch unter einer gewöhnlichen Lupe mit 10facher Vergrößerung, wie man sie von Diamantenhändlern kennt.
Dazu wird der Edelstein in etwa ein bis zwei Zentimeter Abstand vom Auge unter die Lupe gehalten und auf seine Oberflächenstruktur, bzw. bei durchsichtigen Edelsteinen auch auf seine innere Struktur, überprüft. Veränderungen des Steins können so schon sehr leicht aufgespürt werden, aber auch die Qualität des Edelsteins kann damit begutachtet werden.
Edelsteine bestimmen unter Licht
Viele durchsichtige Edelsteine zeigen unter Licht eine spezifische Eigenschaft. Dies liegt an der speziellen Schwingung des Lichts und ist bei bestimmten echten Edelsteinen ein Erkennungsmerkmal. Nachzuweisen ist diese Eigenschaft mit sog. Polarisationsfiltern, wie sie z.B. bei alten Spiegelreflexkameras verwendet wurden. Hält man zwei dieser Filter hintereinander in 90 Grad Drehung über eine Lichtquelle und bewegt den Edelstein zwischen den Filtern hin und her, dann erkennt man, dass der Stein seine Farbe verändert. Diesen Effekt nennt man Doppelbrechung des Lichts. Edelsteine, die u.a. über diese Methode nachzuweisen sind, sind Bergkristall, den man dadurch von geschliffenem Glas unterscheiden kann und Rubin, der sich darin von Granat unterscheidet.
Edelsteine und ihr spezifisches Gewicht
Alle Edelsteine haben ein individuelles spezifisches Gewicht, das sich aus dem Verhältnis von Gewicht zu Volumen des Edelsteins ergibt. Bei dieser Bestimmungsmethode wird der Edelstein zunächst in der Luft gewogen. Dann legt man den Stein in Wasser, sofern er mit Wasser in Berührung kommen darf, und wiegt ihn darin erneut. Das Gewicht in der Luft wird dann geteilt durch die Gewichtsabnahme im Wasser, was das spezifische Gewicht ergibt. Durch dieses Verfahren lassen sich Topas von Aquamarin, Jadeit von Nephrit, oder Sodalith von Lapislazuli unterscheiden. Bei Edelsteinen, die jedoch mit Wasser nicht in Berührung kommen dürfen, wie z.B. dem Chalcedon, ist diese Methode nicht zu empfehlen.
Edelsteine bestimmen über ihre Härte
So wie das spezifische Gewicht, ist auch die Härte eines Edelsteins eine individuelle Eigenschaft von Mineralien. Bei dieser Methode zur Edelsteinbestimmung lässt sich jeder Edelstein anhand einer Kennzahl auf der sog. Mohs Skala, von 1 bis 10, identifizieren. Der Diamant, als härtester Stoff, hat dabei eine 10, Topas ist weicher und hat eine 8, Fluorit hingegen ist noch weicher und hat eine 4, usw.
Bei dem Test wird ein Edelstein an einem Vergleichsmaterial gerieben. Je nach Härte des Steins ritzt der Edelstein das Vergleichsmaterial, d.h. er wäre härter als sein Vergleich, oder der Edelstein wird abgerieben und hinterlässt eine Spur auf dem Vergleichsmaterial, wodurch zu erkennen wäre, dass der Edelstein weicher ist als das Vergleichsmaterial. Material von gleicher Mohshärte ritzt sich gegenseitig entweder gar nicht oder bei beiden Materialien werden danach Kratzer sichtbar.
Durch dieses Verfahren lässt sich sehr gut erkennen, ob ein Edelstein das ist, was er vorgibt zu sein. Dennoch hat diese Bestimmungsmethode auch ihre Nachteile. Sie ist leider nicht bei Gesteinen, wie z.B. Lapislazuli, möglich, da diese Edelsteine aus einem Gemenge von verschiedenen Mineralien mit unterschiedlicher Härte bestehen. Ein anderer Nachteil ist, dass auch Beschädigungen des Edelsteins dadurch leider nicht auszuschließen sind.
Edelsteine und ihre Strichfarbe
Bei der Identifizierung von Edelsteinen ist ein weiterer Hinweis auf den Stein seine individuelle Strichfarbe. Jeder Edelstein mit einer Mohshärte von unter 7, hinterlässt beim Reiben auf einer Porzellanplatte (Mohshärte 7) eine bestimmte Spur. Sie entsteht aus abgeriebenem Mineralpulver und hat eine besondere Farbe. Möchte man wissen, ob ein Edelstein echt ist, kann diese Methode helfen, erste Erkenntnisse zu liefern, wenn der Edelstein eine ungewöhnliche und für den Edelstein unübliche Farbe hinterlässt. Jedoch sind auch hierbei Beschädigungen des Edelsteins nicht ausgeschlossen und ein Edelstein dadurch nicht eindeutig nachweisbar.
Edelsteine bestimmen: weitere Verfahren
Edelsteine unterscheiden sich noch durch weitere Eigenschaften voneinander, die mittels spezieller Geräte, die z.B. in Fachlaboren verwendet werden, eindeutig nachgewiesen werden können. Unterscheidungsmöglichkeiten der Edelsteine gibt es viele, die wichtigsten sind die oben genannten, aber auch Spaltbarkeit, Lichteffekte, Fremdeinschlüsse, etc. Manche Steine sind zudem auch magnetisch geladen und können daran erkannt werden, wie der Magnetit. Andere Edelsteine reagieren in besonderer Weise auf bestimmte Stoffe, z.B. Säuren, wie der Calcit, Rhodochrosit oder Malachit. Auch die Hitzeempfindlichkeit eines Edelsteins kann getestet werden, denn sie gibt Rückschlüsse darauf, ob der Edelstein z.B. mit Fremdmaterialien, wie Kunstharz, in Berührung gekommen ist.
Die Bestimmung von Edelsteinen verlangt großes Fachwissen und sollte daher in Zweifelsfällen und je nach Preisaufwand besser von anerkannten gemmologischen Instituten durchgeführt werden. Denn einige der oben genannten Verfahren können bei falscher Handhabung gesundheitsschädlich sein, wie z. B. die erwähnte Verwendung von Säuren. Auch die Bestimmungsmethoden selber können den Edelstein u. U. beschädigen oder sogar zerstören, wodurch sie meist sogar in Fachlaboren nur als letztes Bestimmungsmittel durchgeführt werden.
Das Wissen um die einzelnen Eigenschaften eines Edelsteins ist sehr hilfreich, um den Edelstein schon früh bestimmen zu können. Welche Merkmale ihr Edelstein im Detail besitzt, erfahren Sie im Einzelnen im Edelsteinlexikon. Die Echtheit von Edelsteinen kann jedoch nur in anerkannten Fachlaboren einwandfrei nachgewiesen werden.